Sie sind hier

umverkehR testet ÖV in Schweizer Städten

Mittwoch, 12. September 2012
Marius Wenger

Zum dritten Mal nimmt die Umweltorganisation umverkehR die Qualität des öffentlichen Nahverkehrs in der Schweiz unter die Lupe. Im ÖV-Test werden die Angebote von 53 Schweizer Städten und Agglomerationen einer umfassenden Prüfung unterzogen und konkrete Massnahmen zur Verbesserung aufgezeigt. Am besten schnitten Zürich und St. Gallen ab. Gesamtschweizerisch erweisen sich vor allem die Preiserhöhungen als problematisch. Insbesondere in den Kleinstädten ist der ÖV immer weniger mit dem Auto konkurrenzfähig.

Die Umweltorganisation umverkehR hat nach 2003 und 2006 zum dritten Mal die Angebote im öffentlichen Nahverkehr in Schweizer Städten und Agglomerationen beurteilt. Massgebend waren dabei zehn Kriterien wie Kosten, Geschwindigkeit und Sitzplatzangebot (siehe Beilage «Was wurde wie bewertet»). Grundsätzlich zeigt sich Christian Harb, Projektleiter des ÖV-Tests und Co-Präsident von umverkehR, erfreut über die zahlreichen Verbesserungen. Als grösstes Problem diagnostiziert der ÖV-Test die Tariferhöhungen der letzten Jahre. «Die Kosten der Monatsabonnemente in den untersuchten Städten haben seit 2003 um durchschnittlich 19 Prozent zugenommen. Die Teuerung betrug in dieser Zeitspanne dagegen nur 7 Prozent», erläutert Harb. «Bei der Verkehrsmittelwahl sind die hohen Preise ein regelrechtes ‹Killerargument› für den ÖV». Die hohen Preise treffen insbesondere Kleinstädte, wo meist zwei Zonen gelöst werden müssen. Daher herrscht dasselbe Preisniveau wie in einer Grossstadt, die Distanzen sind in der Regel aber deutlich kürzer. Damit ist der ÖV gegenüber dem Auto nicht mehr konkurrenzfähig. Möglichkeiten für eine Attraktivitätssteigerung sieht Harb z.B. in der Einführung eines Kurzstreckentarifs oder von günstigen Abonnementen für Einzel- und Lokalzonen.

Den ersten Rang des ÖV-Tests 2012 teilen sich Zürich und St. Gallen; zu den Aufsteigern gehören aber auch Genf, Bern und Rapperswil. Am meisten Ränge verloren hat Basel, das bei der Qualität der Umsteigeknoten und beim Alter des Fahrzeugparks nur noch Mittelmass ist. Die drei Städte, die im ÖV-Test die Gesamtwertung «ungenügend» bekamen, liegen alle in der Romandie. Erfreulicherweise zeigt sich, dass auch kleinere Städte und Agglomerationen wie beispielsweise Chur oder Baden-Wettingen durchaus attraktive Busangebote bereitstellen können; nach wie vor gibt es grosse Unterschiede zwischen Grossstädten und Agglomerationsgemeinden.